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Der Tod - Ende oder Anfang?

Verfasst: Do 9. Jul 2015, 10:29
von Michael
Ein Thema, das mich nun schon seit mehr als 10 Jahren beschäftigt. Ich habe zahlreiche Bücher darüber gelesen, viele Dokumentationen gesehen und durfte inzwischen zum dritten Mal einen Angehörigen beim Sterben begleiten. Was mir dabei immer wieder übereinstimmend aufgefallen ist: das plötzliche Fehlen von etwas, das ich jedoch nicht beschreiben kann. Es geht über die körperlichen Anzeichen (Stillstand der Atmung, Fehlen des Pulses, Entspannung der Muskulatur, etc.) hinaus. Mein Eindruck war jedes Mal, dass der Verstorbene plötzlich "weniger" geworden ist, ähnlich einem Ballon, der unmerkbar eine kleine Menge seiner Füllung verloren hat - was jedoch nicht mit der fehlenden Atmung erklärbar war, die auch schon zuvor sehr flach war. Zweimal konnte ich auch einen entspannten, zufriedenen Gesichtsausdruck beobachten, beinahe ein Lächeln.
Beim letzten Mal ereignete sich noch ein bemerkenswertes Phänomen: ich hatte das Zimmer für ein paar Stunden verlassen um persönliche Erledigungen zu machen, da der Zustand des Sterbenden auf unabsehbare Zeit stabil erschien, nicht einmal die visitierenden Ärzte wagten eine Prognose abzugeben. Ich ließ mir mehr Zeit als eigentlich beabsichtigt, jeder meiner spontan entschiedenen zusätzlichen Wege waren nicht vorgeplant. Genau in dem Augenblick als ich nach etwa drei Stunden wieder eintraf, begann der Sterbende mit der Schnappatmung, etwa drei bis vier Mal, dann war es vorbei. Für mich war dieses zeitliche Zusammentreffen höchst bemerkenswert, als ob er auf meine Rückkehr gewartet hatte.

Auch wenn ich - bis auf einmal, als meine Armbanduhr zum Zeitpunkt des Todes meines Großvaters stehenblieb und erst nach aufwendiger Reparatur wieder in Gang gesetzt werden konnte - keinerlei "Nachrichten" oder "Zeichen" der Verstorbenen bekommen habe, so sind mir die erwähnten Beobachtungen dennoch Trost über den erlittenen Verlust eines lieben Menschen hinweg. Und irgendwann wird jeder von uns das große Rätsel lösen können, was denn "danach" mit uns passiert

Re: Der Tod - Ende oder Anfang?

Verfasst: Sa 11. Jul 2015, 13:58
von Sissy
hallo Michi, vielen Dank für das Teilhaben lassen an diesem sehr persönlichem Erlebnis. Auch für mich ist es immer wieder tröstlich so etwas zu lesen. Ich bin zwar überzeugt davon, dass der Tod nicht das Ende ist, aber Skeptikerin die ich nun einmal bin, gibt es doch Restzweifel in mir und es tut gut, dann wieder die Bestätigung zu bekommen.
Zu den fehlenden Zeichen fällt mir ein...wozu die Mühe machen, ist ja bei dir angekommen dass der Tod nicht das Ende ist :1wink:
Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass gerade wenn man lange krank war, es vielleicht so etwas wie eine Erholungsphase gibt, wo man dann gar nicht in der Lage ist, mit den Hinterbliebenen in Kontakt zu treten. Ich hab mal so was in der Richtung gelesen, und man sagt ja auch, dass man mit Kontaktversuchen eine Zeit lang warten soll.
Dieses zeitliche Zusammentreffen finde ich auch höchst bemerkenswert. Das war wohl das Abschiedsgeschenk an dich, und das hast du dir auch verdient so toll wie du dich die letzten Monate gekümmert hast!

Re: Der Tod - Ende oder Anfang?

Verfasst: Mi 15. Jul 2015, 21:00
von Michael
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Mag sein dass es sich um Wolkenlesen handelt, aber wir können uns die Entstehung der Verbrennung in der Wiese beim Haus des Verstorbenen praktisch nicht erklären und nehmen es einfach als schönes Zeichen an.