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eine Weihnachtsgeschichte der anderen Art

Verfasst: Di 23. Dez 2014, 15:40
von Sissy
In meiner Eigenschaft als Bewährungshelferin war ich bei einer Verhandlung eines Klienten dabei. 3 Angeklagte, alle 3 suchtkrank, sie hatten eine Cannabisplantage, um sich mit dem Verkauf ihre eigenen (härteren) Drogen zu finanzieren., Es ging um 4 (!) kg. Zusätzlich noch gefährliche Drohung und Nötigung - sie haben jemanden bedroht, falls er sie verrät - wobei sie das bestritten, bezüglich des Suchtmitteldelikts waren sie voll geständig. Jetzt bin ich prinzipiell der Meinung, dass suchtkranke Menschen behandelt und nicht eingesperrt gehören, ist immerhin eine anerkannte Krankheit laut WHO. Unsere Rechtssprechung sieht das allerdings üblicherweise nicht so, lange Haftstrafen standen im Raum.

Dann kippte das Opfer während der Zeugenbefragung bewusstlos vom Stuhl. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass er Diabetiker ist und noch nichts gegessen hatte.
Alle 3 Angeklagten sprangen auf und leisteten erste Hilfe, haben dabei durchaus professionell agiert und sich rührendst um ihn gekümmert.
Geendet hat es damit, dass der Staatsanwalt ein Plädoyer FÜR die Angeklagten hielt, das Opfer seine Aussage etwas relativierte und der Richter sie vom Vorwurf der gefährlichen Drohung freisprach und ihnen in Bezug auf das Suchtmitteldelikt Therapie statt Strafe gab.

Es hat gemenschelt im Gerichtssaal....